Jedes Jahr machen ab November wieder Social-Media-Post die Runde, die unter dem Namen „geheime Schwestern“ oder „secret sisters“ laufen, manchmal heißt die Aktion auch „secret sister holiday gift exchange“. Was sich als Geschenkewichteln tarnt, ist in Wirklichkeit ein unfaires Pyramidensystem.
Im Aufruf stehen immer ähnliche Formulierungen. Es heißt, dass jede nur ein Geschenk verschickt, im Gegenzug aber 6 – 36 Geschenke erhält. Da steht dann: „Jede einzelne hat nur einen kleinen Aufwand und kann sich selber reichlich beschenken lassen.“
Das klingt natürlich verlockend, ist aber eigentlich wie gesagt nur eine Variante des klassischen Pyramidensystems. Die erste Person, die den Post teilt, erhält vielleicht ein paar Geschenke, aber die meisten „geheimen Schwestern“, die sich darauf melden, werden zwar Geschenke verschicken, aber wenig bis gar nichts zurückbekommen.
Das ist einfache Mathematik.
Das Schema beginnt also mit mit einer einzelnen Person und einer überzeugend formulierten Einladung. Alles, was Du tun musst, ist, Deinen Namen und Deine Adresse sowie die persönlichen Daten sechs zusätzlicher Freundinnen anzugeben und diese Informationen in eine bereits begonnene Liste von Leuten einzutragen, die Du vermutlich gar nicht kennst. Wem gibst Du hier überhaupt Deine Daten? Als Nächstes sind diejenigen in der Stufe darunter an der Reihe, eine E-Mail zu verschicken oder eine Einladung in sozialen Medien zu posten, um einer Fremden zusammen mit sechs oder mehr anderen je ein Geschenk zu schicken. Für die einzelne Teilnehmerin ist es unklar, wo genau sie sich in der Pyramidenstruktur befindet, wie viele über ihr mitgemacht haben, wie viele noch mitmachen werden.
Die Pyramide geht weiter, und es bleibt den Teilnehmerinnen überlassen, Geschenke für Unbekannte zu kaufen und zu versenden, in der Hoffnung, dass sie von denjenigen, die sie noch rekrutieren, die versprochene Anzahl von Geschenken erhalten. Leider tritt das zwangsläufig ab einem gewissen Punkt nicht mehr ein. Genau wie jedes andere Pyramidensystem ist es auf die Anwerbung von Personen angewiesen und nicht langfristig aufrechtzuerhalten. Spätestens an Weihnachten ist zeitlich meistens Schluss, oft bricht die Pyramide aber vorher schon aus Mangel an Interessenten zusammen. Hunderte von enttäuschten Teilnehmerinnen bleiben ohne die versprochenen Geschenke zurück.
Was kannst Du tun?
- Gehe nicht darauf ein. Sollte die Person, die den Aufruf postet, Dir wichtig sein, kannst Du natürlich probieren, sie aufzuklären, zum Beispiel durch Teilen dieses Artikels.
- Versuche, solche Posts bei Facebook oder Instagram zu melden. Das hat zwar manchmal keinen Erfolg, ist aber dennoch wichtig, damit der Aufruf gestoppt werden kann.
- Gib Deine persönlichen Daten nicht an Fremde raus.
- Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das vermutlich auch. Sei immer skeptisch, wenn Dir viel versprochen wird und Du im Gegenzug nur einen geringen Einsatz hast.
Wenn Du wichteln möchtest, dann bilde mit Deinen Freundinnen doch einen Kreis. Jede verschenkt ein Geschenk und jede erhält ein Geschenk. Das ist fair und niemand geht leer aus.
11 Comments
Geht gerade wieder in den facebook Gruppen rum, schreckliches Volk, so saublöd kann doch keiner sein das zu glauben
Ich habe das Gefühl, dass man auf den ersten Blick vielleicht gar nicht erkennt, dass es zum Scheitern veruteilt ist. Deswegen habe ich auch die Grafik eingefügt. Ich hoffe, auf diese Weise wird es deutlich.
Mensch gestern sage ich noch: Hab ich noch gar nicht gehört, aber danke für den Hinweis und heute taucht es in meinem Insta Feed auf. Niemand den ich besonders gut kenne aber ich hab derjenigen mal deinen Artikel geschickt. Ich hoffe es hilft. Finde es so krass, dass so Schneeball Systeme auch im kleinen laufen. ich denke da immer an groß angelegten Finanzbetrug nicht an Insta 🙁
Ich habe gestern auf Facebook mitbekommen, dass eine Person das dann doch gestoppt hat, nachdem klar war, dass es ein unfaires System ist. Über solch kleinen „Erfolge“ freue ich mich sehr. Schritt für Schritt. 🙂
Natürlich beißen den Letzten kurz vor Weihnachten die Hunde, das geht ja auch nicht anders. Ich hab es letztes Jahr schon mitgemacht und es hat total Spaß gemacht. Ich hab ein Paket an eine Freundin einer Freundin verschickt und zwei Pakete zurückbekommen. Das war kurz vor Weihnachten. Die Freundin, die mir das geschickt hat, hat 11 Pakete zurückbekommen. Es macht einfach Spaß und man darf natürlich nicht davon ausgehen, dass man was zurückbekommt. Dieser Artikel hier verunsichert aber alle nur. Schade. Das ist so eine schöne Aktion. Man gibt seine Daten ja auch nur an Freunde der eigenen Freunde raus. Das ist ja auf jeden Fall nicht viel dramatischer als Insta oder Facebook zu nutzen.
Mir erschließt sich nur nicht, wieso man das dann nicht anders aufzieht. Bei dieser Pyramide ist klar, dass diejenigen an der Basis leer ausgehen, spätestens an Weihnachten oder kurz danach, weil dann nieman mehr wichtelt. Es geht ja nicht nur um die ein oder andere Person, die etwas verschickt und nichts erhält, es sind ganz viele.
Diese Ausführungen sind falsch.
Erstens Mathematik ist noch nicht, wenn man behauptet, dass es nicht funktioniert.
Wenn die interessierten Damen einfach das machen, was angeboten wird, funktioniert es einfach.
Zweitens, ausser der eigenen Adresse gibt man keine Daten preis.
Ein Geschenk versendet frau und etwas danach trudeln Überraschungentäglich ein, so geschieht es gerade bei mir.
Hier wird Misstrauen gesät, bar jeder Erfahrung. sonst nix.
Schade für die, die eigentlich so eine kleine Aktion mit Freude teilen würden.
Vielleicht wird es klarer, wenn ich die Zahlen noch mal gestaffelt aufschreibe.
Start
1
6
36
216
1296
7776
46656
279936
…
Du musst also auf der Stufe 8 fast 30 000 Leute haben, die mitmachen und zu dem Zeitpunkt nichts erhalten. Die Stufe darüber bekommt auch nichts, weil ja erst die übernächste Stufe ihnen etwas schickt.
Wenn man mehr Geschenke erhält als man selbst verschickt, dann muss es zwangsläufig Leute geben, die leer ausgehen. In einer Pyramide stehen nun mal kaum Leute an der Spitze und ganz viele unten an der Basis.
Also wir haben das in diesem Jahr in abgewandelter Form mitgemacht, wo immer nur 2 Leute auf der Liste stehen und es funktioniert. 3 Meiner Freundinnen haben mitgemacht und ich habe bisher 3 Geschenke bekommen.
Ich konnte auch die Freundin (Position 2 auf der Liste), von der ich es hatte, zu ihrer Freundin auf Position 1 befragen und dementsprechend ein etwas persönlicheres Geschenk aussuchen.
Hallo,
ehrlich gesagt habt Ihr das genau so gemacht, wie es immer funktioniert. Wenn man sagt, dass man teilnehmen möchte, bekommt man zwei Adressen: die von der Person, die einen wirbt und die von der Person, die diese mal geworben hat, also in der Pyramide darüber steht.
Man selbst gibt auch zwei Adressen weiter: seine eigene und die von der Person, von der man geworben wurde.
Du kannst ja mal bei den Freundinnen, die Du geworben hast nachfragen, ob die noch Leute werben konnten und ob diese Leute was bekommen haben.
Klar ist: Sobald Du nur ein Geschenk schickst, aber selbst drei oder mehrere bekommst, kann es nur unfair sein.
Letztes Jahr hatte das auch eine Facebook-Freundin von mir geteilt. Die Idee fand ich erst schön und wollte mitmachen. Als es dann aber hieß, ich müsste das auch posten und Leute werben, war ich raus.
Den ursprünglichen Post hatte ich so verstanden, dass es eine Wichtelrunde ist, und keine Pyramide.
Danke dir für die Aufklärung! Man kann diese Strukturen nicht oft genug vor Augen geführt bekommen, da es ja immer mehr Pyramidensysteme und „Schenkkreise“ zu geben scheint.